Leitfaden

Herausforderung: Internet und Co. - „Das Handy ist immer dabei!“

Von der Selbstverständlichkeit virtueller Welten

„Ohne Handy gehe ich nicht mehr aus dem Haus. Weil ich da meine ganzen Nummern drin hab und Sachen drin speichern kann, wie so ein kleiner Computer. Ich kann Musik hören, telefonieren, simsen, eventuell auch mal ins Internet gehen, man kann ja Bilder damit machen und die Fotohandys und so sind ja jetzt überall verbreitet“

Internet, Handy, soziale Netzwerke im Web u.a.m. verändern die Kommunikationskultur in vielen Bereichen der Gesellschaft. Für viele von uns Erwachsenen ist hier eine neue Welt hinzuge­kommen, in der wir lernen müssen, uns zurecht­zufinden. Für Jugendliche gibt es jedoch nicht zwei Leben nebeneinander, sondern nur ein einziges. Wenn Erwachsene noch trennen zwischen der „realen“ und der „virtuellen“ Welt, ist für Jugendliche diese Trennung nicht mehr erfahrbar und nicht nachvollziehbar. Jugendliche leben in ihrer eigenen einen Welt und die virtuelle ist Teil davon. Jugendliche werden groß und werden sozialisiert in einer Gesellschaft, die ohne Medien nicht mehr auskommt und von Medien durchwirkt ist.

Die sozialen Netzwerke sind dabei ein zentraler Aspekt. Online-Communitys zählen neben Such­maschinen und Videoportalen zu den drei am häufigsten ausgeübten Anwendungen im Internet. Alle Erwachsenengenerationen, die ohne Internet und Handy aufgewachsen sind, kennen aus der eigenen Jugend aber ebenfalls soziale Netzwerke, in denen sie groß geworden sind, wenn auch nicht in digitaler oder virtueller Form, zum Beispiel den Verein. Auch im Verein ging es darum, sich zu treffen, gemeinsam Sport zu treiben oder Musik zu machen. Diese klassische soziale Netzwerkstruktur, die ohne digitale Medien auskommt, stellt ein freiwilliges soziales Beziehungsgeflecht dar mit einem gemeinsamen Basisinteresse, das von Fall zu Fall aktuell aktiviert wird. In diesem Netzwerk bestehen starke und schwache Beziehungen. Genauso und nicht anders funktionieren auch die Social Networks des Internets. Es geht nicht um intensive Freundschaftskulturen, es geht um Kontaktmöglichkeiten, die ich aktivieren kann, wenn ich ein bestimmtes Problem oder Interesse habe. Diese sozialen Netzwerke haben für Kinder und Jugendliche so viel Realität wie für die Erwachsenengeneration ihr Verein. Das ist ihr soziales Leben, in dem sie sich befinden, in dem sie täglich kommunizieren. Und wenn man sich vormittags in der Schule gesehen hat, spielt man nachmittags ein Computerspiel zusammen und chattet dabei gleichzeitig über ganz andere Sachen. Es wird online kommuniziert, so wie in früheren Zeiten das Familientelefon von pubertierenden Jugendlichen über Stunden belegt und blockiert war.

Das Web ist für Jugendliche ein erwachsenenfreier Raum, und das bedeutet in erster Linie, ein Raum, sich auszuprobieren. Es ist wie eine auf Dauer gestellte Peergroup: „You never walk alone.“ Die Inhalte der Kommunikation spielen dabei oftmals kaum eine Rolle, es geht mehr darum, sich ständig zu vergewissern, dass man „in Kontakt“ ist, dass man wahrgenommen wird, dass andere einen wahrnehmen. Jugendliche reagieren stets vor einem imaginären Publikum. Die Omnipräsenz des Internets gibt ihnen dazu die Möglichkeit zu jeder Stunde.

Das Handy spielt als Alltagsbegleiter der Jugend­lichen eine zunehmend wichtige Rolle. Es eröffnet die Option, soziale Netzwerke auch unterwegs zu nutzen. Für viele Jugendliche fungiert das Handy wie ein Teil des Körpers. Das Handy wird persona­lisiert. Jugend­liche tragen mit dem Handy all ihre Kontakte, ihre Musik, ihre Fotos, ergo ihre ganze Welt ständig mit sich. Es werden kontinuierlich Nachrichten gesendet, Bilder verschickt, Äuße­rungen kommentiert. Anrufe dürfen nicht wegge­drückt werden. Funklöcher machen depressiv. Handyverlust ist Amputation.

Die Konfi-Zeit kommt selbstverständlich auch ohne Web aus, auf der anderen Seite kann man an die Online-Orientierung der Jugendlichen anknüpfen, ohne sich anzubiedern und künstliche Verknüpfungen zu konstruieren.

Zum Beispiel „Bilder“: Netzkultur ist in erster Linie Bildkultur. Jugendliche entwickeln über ihre Kommunikation im Netz eine hohe Virtuosität im Umgang mit Bildkulturen. Bilderwelten werden vorrangig gegenüber den Textwelten. Bilder und Sounds bestimmen die Welt der Jugendlichen und Texte treten dahinter zurück. Diese Bilder und Musik, Symbole und Empfindungen wahrzunehmen und auch deuten zu lernen, eine religiöse Bildersprache entwickeln, das kann Aufgabe für Jugendliche und Erwachsene in der Konfi-Zeit sein.

Zum Beispiel „Dark Net“: Infolge der Etablierung moderner Kommunikationsmedien gelingt die Kontrolle der Information durch Eltern, Schule oder andere Erziehungsagenturen nicht mehr. Jugendliche haben offene Zugänge zu Gewalt, Pornographie und anderen nicht jugendfreien Medieninhalten. Dies kann und muss man kritisieren, man muss es aber auch als Tatsache zur Kenntnis nehmen. Jugendliche sind sowohl mit den fast grenzenlosen Möglichkeiten des Netzes als auch mit seinen dunklen Seiten ungeschützt konfrontiert. Ignoriert man diese Medien (Smartphones) oder verbietet sie in der Konfi-Zeit, ignoriert man eine wichtige Herausforderung heutiger jugendlicher Lebenswelten. Diese dunkle Seite des Netzes kann auch Thema in der Konfi-Zeit werden (Cybermobbing).

Wer selbst Zugang zu den neuen Medien hat, wer dies will und wer dies kann, dem steht der Weg frei, das Web oder das Handy auch didaktisch in der Konfi-Zeit zu nutzen. Wem das alles fremd ist, der kann größere Zusammenhänge wie Dekanats-Konfi-Tage oder andere regionale Veranstaltungen für Jugendliche nutzen, um auch internetbasierte Methoden und Ausdrucksformen anzubieten. WebQuests oder Geocaching können mögliche Beispiele sein. In Facebook oder WhatsApp (oder anderen Netzwerken) können eigene Gruppen angelegt werden zur Terminabsprache, Nachbereitungen und Verabredungen.

Findet die Konfirmandenarbeit im Team statt, haben ehrenamtliche, jugendliche Teamer mit Sicherheit einen Zugang zu digitalen Welten und kennen sich in den Sozialen Netzwerken aus. Internet und Internetnutzung kann auf jeden Fall, wenn nicht Methode, so doch Thema in der Konfi-Zeit sein, da es unverzichtbarer Teil der Lebenswelt der Jugendlichen ist und Jugendliche im wertenden und deutenden Umgang mit diesem Medium Begleitung und Unterstützung brauchen. Cybermobbing und Sexting sind extreme und negative Beispiele, die aber in der Konfi-Zeit relevant werden. Sinnvoll ist auch eine Anleitung für Konfis: Wo finde ich weitere Informationen zu den Themen, die in der Konfi-Zeit behandelt werden? Linksammlungen mit Hintergrundinformationen zu religiösen Themen können angeboten oder mit Konfis erarbeitet werden.