Wie gehe ich mit diesem Leitfaden um?
Eine Gebrauchsanweisung
Dieser Leitfaden will Ihnen als Verantwortliche für die Konfirmandenarbeit in den Kirchenvorständen und als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem Sie in Ihrer Gemeinde ein eigenes tragfähiges Konzept für die Konfirmandenarbeit vor Ort erarbeiten können.
a) Die Akteure in der Konfi-Zeit
Der Kirchenvorstand trägt die Verantwortung für das, was in der Konfi-Zeit geschieht. Nach § 13 der Kirchenordnung der EKHN leitet er „die Kirchengemeinde nach Schrift und Bekenntnis sowie der auf ihnen beruhenden kirchlichen Ordnung und ist für das gesamte Gemeindeleben verantwortlich.“ Auch die Lebensordnung der EKHN weist dies in Randziffer 198 aus: „Für Ziele und Struktur der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden ist der Kirchenvorstand unter Beachtung der geltenden Rahmenvorgaben verantwortlich.“
In der Regel sind Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher keine pädagogischen und/oder theologischen Fachleute. Ihre Aufgabe kann also nicht in erster Linie darin bestehen, über methodische und didaktische Fragen der Konfi-Zeit oder über einzelne thematische Fragen des Curriculums zu entscheiden. Allerdings muss der Kirchenvorstand wissen, was die Konfi-Zeit in der Gemeinde ausmacht, was die Ziele und was die besonderen Merkmale sind – und er muss damit einverstanden sein. Im Idealfall können diese Elemente gemeinsam mit allen Akteuren entwickelt werden.
Die Gemeindepfarrerin und/oder der Gemeindepfarrer stehen ebenfalls in der Verantwortung für die Konfi-Zeit. Wünschenswert ist es, wenn die Pfarrerin/der Pfarrer mit anderen hauptamtlich Mitarbeitenden in Gemeinde oder Dekanat gemeinsam die Konfi-Zeit plant und durchführt. Besonders die Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen sollten auf diese Weise beteiligt sein, um eine gute Verknüpfung mir der Kinder- und Jugendarbeit zu ermöglichen. Da die Konfirmandenarbeit Aufgabe der Pfarrerinnen und Pfarrer ist (vgl. Lebensordnung, Randziffer 199), ist eine Delegation der Konfi-Zeit allein an den gemeindepädagogischen Dienst wenig sinnvoll. Am besten gelingt die Arbeit im Team. Diese braucht demokratische Meinungsbildungsprozesse, ein Amt steht dabei nicht über dem anderen und die unterschiedlichen Berufsgruppen bringen ihre jeweiligen Stärken in den gemeinsamen Prozess ein.
Neben den hauptamtlich Mitarbeitenden in der Konfi-Zeit sind in den letzten Jahren in unserer Kirche in sehr vielen Gemeinden ehrenamtlich Teamerinnen und Teamer tätig geworden. Als Ehrenamtliche haben sie ein Recht auf Qualifizierung. Sie haben ein Recht auf Teilhabe an den Entscheidungsprozessen und sind keine verfügbaren Hilfskräfte, etwa nur zuständig für das Aufräumen des Arbeitsraumes und zur Anwesenheitskontrolle der Konfis. Ehrenamtliche Jugendliche sind die Andockstationen für die Konfis und in ihrer Feedbackfunktion von großer Bedeutung für die Planung und Durchführung der Konfi-Zeit.
Die Eltern der Konfis rücken in dem Konfi-Jahr ihrer Kinder auch ein ganzes Stück näher an Kirche heran. Manche kommen ab und zu mit in den Sonntagsgottesdienst. Für die Jugendlichen ist dabei die Elternpräsenz an ihrer Seite im Gottesdienst oft eher peinlich. Konfi-Zeit wird seitens der Jugendlichen oft als „elternfreie“ Zeit erlebt und geschätzt. Nicht wenige nutzen darüber hinaus später die Mitarbeit im Konfi-Team auch als demonstrative Abgrenzungsgeste gegenüber ihren Eltern. Wir empfehlen daher nicht, Eltern als Mitwirkende in der Konfi-Zeit einzusetzen.
Sinnvoller erscheint es, eigene Angebote für Eltern zu schaffen und deren Betroffenheit in ihrer Rolle als Konfi-Eltern als Möglichkeit für Gesprächs- und Beziehungsangebote zu nutzen, wie beispielsweise Elternstammtische, Glaubenskurse für Erwachsene oder Ähnliches. So können den Konfi-Eltern eigene (neue) Begegnungsräume mit Kirche eröffnet werden.
Die Konfis selbst haben Rechte in der Konfi-Zeit. Sie haben das Recht, gehört zu werden und mitreden zu dürfen bei der Gestaltung der Konfi-Zeit. Sie haben das Recht, über die Themen der Konfi-Zeit mitzubestimmen. Sie haben das Recht, respektvoll behandelt zu werden, sowie das Recht auf aktive Beteiligung, auch bei Gottesdiensten. Sie haben das Recht auf ordentlich vorbereitete Angebote und auf Menschen, die ihnen offen und mit Neugierde begegnen. Sie haben auch Verpflichtungen, von der regelmäßigen Teilnahme bis hin zu der Offenheit, in inhaltliche und persönliche Auseinandersetzungen einzutreten. Oft wird dies über einen Kontrakt geregelt.
b) Das Rahmenkonzept
Dieser Leitfaden soll dazu beitragen, dass alle Akteure gemeinsam ein aktuelles Rahmenkonzept der Konfirmandenarbeit in ihrer Gemeinde erarbeiten können. Dazu sollen sie sich mit gegenwärtigen Herausforderungen an die Konfirmandenarbeit auseinandersetzen und Ziele für die Konfis und für die Gemeinde formulieren. Beides ist Bestandteil des Rahmenkonzeptes.
Das neu erarbeitete Rahmenkonzept der Konfi-Zeit in Ihrer Gemeinde kann an interessierte Stellen und Personen weitergegeben werden. Beispielsweise kann es der Information der Eltern dienen, damit diese wissen, auf was sie und ihr Kind sich einlassen. Es kann den über die Konfis beteiligten Schulen vorgelegt werden. Es kann als Grundlage dienen, um im Dekanat zu Kooperationen zu gelangen. Letztendlich ist das Konzept der Konfirmandenarbeit die Grundlage für die konkrete Planung der Konfi-Zeit vor Ort: Mit welchen Inhalten gehen wir an den Start? Welche Organisationsformen verwenden wir? Welche Methoden wollen wir nutzen?
Nach Erarbeitung bleibt es die Verantwortung des Kirchenvorstands, das einmal erarbeitete Konzept stets zu aktualisieren und zu überprüfen. Denkbar ist, dass das Konfi-Team einmal im Jahr das Gespräch mit dem Kirchenvorstand über die Entwicklung in der Konfi-Zeit sucht und über den laufenden Kurs berichtet. Auf diese Weise wird die Konfirmandenarbeit in einer Gemeinde kontinuierlich ausgewertet und weiterentwickelt.
Das Konfi-Konzept kann modulartig auf verschiedenen Sitzungen des Kirchenvorstandes – unter Einbeziehung des Teams aus haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitwirkenden – erarbeitet werden. Es kann auch Gegenstand einer KV-Klausur oder eines KV-Studientages sein. Sie finden diesen Leitfaden und viel zusätzliches Material – jeweils auf aktuellem Stand – auch im Internet unter www.konfi-zeit-gestalten.de.
Ganz wichtig:
Dieser Leitfaden versucht nicht, Antworten und Rezepte gelingender Konfirmandenarbeit zu liefern. Er möchte die Verantwortlichen vielmehr in die Lage versetzen und ermutigen, eigene Lösungen zu finden. Die Zeit, die Sie investieren, um ein Rahmenkonzept Konfirmandenarbeit in Ihrer Gemeinde zu erstellen, lohnt sich. Es ist immer gut zu wissen, was man tut und warum man etwas so und nicht anders macht. Ein stets aktuelles Konfi-Konzept in der Gemeinde führt zu einer besseren inhaltlichen und methodischen Planung, schafft Transparenz nach innen und außen, verankert die Konfirmandenarbeit mitten in der Gemeinde und gibt den Jugendlichen in der Gemeinde einen zentralen Platz.