Leitfaden

Herausforderung: Nachhaltigkeit - „Was bleibt von der Konfi-Zeit?"

Beziehungen und Erfahrungen halten länger als Themen und Inhalte

„Eigentlich war es eine schöne Zeit", sagt die Braut beim Traugespräch zum Pfarrer, als sie sich an ihre Zeit als Konfirmandin erinnert. Die Kissenschlacht auf der Freizeit, die Aufregung vor dem Vorstellungsgottesdienst, die segnenden Hände auf dem Kopf - all das ist ihr noch nah als wäre es gestern gewesen. „Manchmal war es auch langweilig", sagt sie, „und mit den Jungs gab es manchmal Stress." Sie hat sogar später nochmal bei einer Jugendfreizeit mitgemacht als Teamerin, das war eine gute Erfahrung. Die Frage nach Gott hat sie für sich noch nicht abschließend beantwortet, aber losgelassen hat sie diese Frage auch nicht.

Die Konfirmandenarbeit ist einer der wichtigsten gemeindlichen Wege, um in der nachwachsenden Generation Verständnis für Glauben und Leben der Kirche zu wecken. In knapp einem Jahr (in der Regel) haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in einer sehr dichten Form damit auseinanderzusetzen, was evangelisches Christsein für sie bedeuten kann und wie man es heute leben kann. Die gemachten Erfahrungen und das Gelernte sollen Basis werden und auch später als Kraftquelle und Orientierungshilfe zur Verfügung zu stehen.

Besonders die Kirchenvorstände wünschen sich oft, dass die jungen Menschen mit der Konfi-Zeit einen Weg des Glaubens beginnen oder fortsetzen. Noch im Konfirmationsgottesdienst wird mehr oder weniger offen die Erwartung geäußert, dass es nun für die Jugendlichen mit der Kirche weitergeht. Eine auftretende Distanz zum realen Gemeindeleben wird dann als Versagen wahrgenommen. Oftmals nehmen Jugendliche nach ihrem intensiven Konfi-Jahr zunächst eine Pause von Kirche. Das ist gar nicht schlimm. Nachhaltig kann die Konfirmandenarbeit trotzdem wirken. Viele der Jugendliche bleiben ansprechbar für kirchliche Mitarbeit. Andere werden weiterhin von den Fragen und Themen der Konfi-Zeit begleitet. Die meisten gehen in ihr weiteres Leben oft mit einem positiv besetzten Bild von Kirche, das mehr durch Erlebnisse und zwischenmenschliche Begegnungen gebildet wurde als durch Unterrichtsinhalte. Auch eingeübte kleine Formen des Glaubens bleiben länger prägend als die thematische Gestaltung. Insbesondere die Haltung der Wertschätzung seitens Kirche und besonders der Personen, die Kirche im Gegenüber zu den Jugendlichen vertreten, wird wahrgenommen und weiterhin geschätzt. Das Gefühl, gebraucht und ernst genommen zu werden, eigene Projekte sinnstiftend umsetzen zu können, ermutigt Konfirmierte genauso nachhaltig, sich in Gemeinde zu engagieren wie Erwachsene. In der Tat geben eine nicht geringe Zahl von Konfis an, Interesse an der Teilnahme an einer kirchliche Jugendgruppe nach der Konfirmation zu haben. Welche Möglichkeit stellt die Gemeinde/das Dekanat dazu bereit? Welche finanziellen Ressourcen stehen der Jugendarbeit zur Verfügung? Wie vernetzt ist die Konfirmandenarbeit mit den Angeboten der kirchlichen Jugendarbeit in Gemeinden und Dekanat?

Langfristig erinnert werden später in erster Linie Erfahrungen und Erlebnisse. Besonders Erfahrungen sind die, die über den Körper wahrgenommen wurden (die Segnung oder die Nachtwanderung auf der Konfi-Freizeit) und Erfahrungen, die mit hoher Emotionalität verbunden waren und/oder mit einer Gruppenerfahrung in Verbindung stehen (Aufregung beim ersten eigenen „Auftritt"). Sie sind auch nach Jahren noch abrufbar. Die stärkste Erinnerung der Jugendlichen an ihre Konfi Zeit betrifft daher in der Regel die Konfi-Freizeiten.

Der Versuch, den Traditionsabbruch mit vermehrtem Lernstoff aufhalten zu wollen, scheitert. Nachhaltig wirken Inhalte, die mit Erfahrungen verbunden sind und die durch Personen plausibel gemacht werden. Hier zählt die Qualität der Beziehungen, die Konfis mit den Personen eingehen können, die sie in der Konfi-Zeit begleiten. Als Kurzformel kann man sagen: Wenn Themen hängen bleiben sollen, müssen diese eingebettet sein in Gemeinschaftserfahrungen, Körpererfahrungen und anerkennende Beziehungen. Beziehung- und Inhaltsaspekte gehen Hand in Hand.

Dann machen allerdings auch Vaterunser und Glaubensbekenntnis als auswendig gelernte Texte Sinn, weil man sie im Gottesdienst mit den anderen gemeinsam sprechen kann. Oder der Psalm 23, den man im Pflegeheim mit einer alten Frau beten kann, die keine eigenen Worte mehr findet, aber diesen vertrauten Text mit einem Lächeln begrüßt.

Wenn ehemalige „Konfis" Teamer werden und sich und ihre Möglichkeiten als selbständig Mitarbeitende der Kirchengemeinde in diesem Arbeitsfeld erproben, ist das eine sehr direkte Nachwirkung und Vertiefung ihrer Konfi-Zeit.

Die Frage nach der Nachhaltigkeit der Konfi-Zeit ist oft auch die Frage danach, in welchem Verhältnis die Mühe und der Aufwand zu den Möglichkeiten der Gemeinde stehen. Als eine wichtige Arbeitsform der Gemeinde, mit der sie ihren Glauben an die nachwachsende Generation weiter geben kann, lohnt es sich in hohem Maße, hier Energie und Geld zu investieren. Eine Ausweitung des Mitarbeitendenkreises ist oft der beste Weg, nachhaltig mit den Gesamtressourcen der Gemeinde im Blick auf die Konfi-Zeit umzugehen.

Konfis wollen in der Konfi-Zeit „Spaß haben“. Spaß haben bedeutet, sich wohlfühlen. Dort wo sich die Jugendlichen wohlfühlen, da ist auch das Interesse höher, aktiv mitzumachen, da ist die Chance größer, echte Lernerfahrungen zu machen und da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Jugendliche weiter an dem Projekt Konfi-Zeit mitwirken wollen, nach der Konfirmation dann in der Rolle eines Teamers oder einer Teamerin.