Leitfaden

Herausforderung: Demografische Entwicklung - „Zusammen sind wir stark.“

Kleiner werdende Konfi-Gruppen ermutigen zur Zusammenarbeit

„Stell dir vor, es ist Konfi und niemand mehr da.“ Immer weniger Jugendliche füllen die Konfi-Gruppen. Sowohl im Dorf als auch in der Stadt gehen die Zahlen der Konfis zurück.

Die Konfi-Gruppen werden kleiner. Bedingt durch die demografische Entwicklung werden die Jahrgangsbreiten allgemein schmäler. Das Hessische Statistische Landesamt nennt eine nachhaltige Veränderung der Altersstruktur bis 2020: Die Zahl der 3- bis 6- Jährigen nimmt demzufolge um 15?%, die Zahl der 6- bis 20- Jährigen um 13?% ab. Auf dem Land, bedingt durch Wegzug, leben immer weniger Jugendliche mehr, in der Stadt gibt es immer weniger evangelische Jugendliche. Gerade in städtischen Kontexten wird daher auch die Frage nach der Plausibilität der Konfi-Zeit zunehmend zu einem bedeutungsvollen Thema. Die Selbstverständlichkeit, dass Jugendliche in der Gesamtheit eines Jahr­gangs an der Konfi-Zeit der evangelischen Kirche teilnehmen, ist nicht für immer vorausgesetzt, sondern wird mehr und mehr in Frage gestellt.

Der demografische Wandel droht dazu zu führen, dass gerade in ländlichen Gegenden in der Konfi-Zeit immer weniger Peergroup-Erfahrungen möglich sein können. Peergroups dienen den Jugendlichen als Maßstab der Orientierung. Sie bilden einen sozialen Freiraum zur Erprobung neuer Möglichkeiten im Sozialverhalten, zum Testen und Aushalten von Grenzen. Außerdem lernen Jugendliche die Gestaltung neuer Beziehungsformen, die freiwillig und nicht hierarchisch sind. Es müssen Kompromisse gefunden werden, die von allen akzeptiert werden können. Sind in der Kindheit die Freunde in der Regel Spielkameraden, bilden Freundschaften für die Jugendlichen Orte gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Unterstützung. Jugendliche entwickeln in diesen Beziehungen ein Verständnis von Autonomie und Verbundenheit. Freundschaften bieten einen geschützten Raum für die Erkundung des Selbst. Freundschaften lösen in der subjek­tiven Bedeutsamkeit familiäre Bindungen ab. Die Jugend­lichen brauchen die Möglichkeit des Austausches untereinander. Es bedarf unterschiedlicher Mei­nungen, Untergruppen müssen sich bilden und verändern können. Beziehungen verändern sich und brauchen Spielraum, um sich zu entwickeln. Die Konfi-Zeit gewinnt, wenn sie diesen Prozessen Raum gibt und diese Entwicklungen verknüpft mit den religiösen Selbstfindungen der Jugendlichen. Konfi-Zeit braucht funktionierende Gruppenprozesse. Die sind in dieser Altersgruppe erst ab einer gewissen Größe fruchtbar zu gestalten. Auch ein Ungleichgewicht bei der Verteilung zwischen den Geschlechtern kann in kleinen Gruppen zum Problem werden. Viele Methoden sind in kleinen Gruppen nicht umsetzbar. Das Gruppenerlebnis ist eines der wichtigsten positiven Erfahrungen, die Jugendliche in ihrer Konfi-Zeit machen. Um sich selbst in der Gruppe zu erfahren, braucht es eine nicht zu kleine Gruppe. Daher sollte eine Konfi-Gruppe in keinem Fall aus weniger als acht Jugendlichen bestehen.

Ist die Gruppe der Konfis in der eigenen Gemeinde zu klein, kann der Weg der Kooperation über die Gemeinde hinaus eine gute Lösung sein. Dies kann als kontinuierliches Miteinander oder als projektorientiertes Gruppenarrangement stattfinden. Im Nachbarschaftsbereich können Gruppen teilweise oder komplett zusammengelegt werden. Neben den regelmäßigen Treffen einer kleinen Gruppe in ihrer Gemeinde können über­greifende Modelle wie Konfi-Nächte, Dekanats-Konfi-Tage, Freizeiten, Konfi-Samstage etc. mit anderen zusammen durchgeführt werden. Die unterschiedlichen Modelle der Kooperation ermöglichen und erfordern unterschiedliche Intensitäten der Zusammenführung der Gruppen.

Viele Gemeinden wünschen ihre „eigene“ Konfi-Gruppe. Dem kann auch in Kooperationsmodellen Raum gegeben werden. Auch wenn die Konfi-Zeit mit anderen Gruppen gemeinsam durchgeführt wird, können bspw. die Gottesdienste wie Einführung, Vorstellung und Konfirmation in der eigenen Gemeinde stattfinden. Projekte und Praktika können auch in übergreifenden Gruppen gemeindebezogen durchgeführt werden. Kooperatives Arbeiten gelingt in der Regel dort, wo die Verantwortlichen „miteinander können“, sich verstehen und Teamfähigkeit entwickeln. Kooperationen können daher nicht verordnet werden. Die Kirchengemeinde bemüht sich aber intensiv, die bestmöglichen Gruppenbedingungen für ihre Konfirmandinnen und Konfirmanden herzustellen. Dazu werden auch neue Wege und Ideen in Erwägung gezogen und ausprobiert.