Leitfaden

Herausforderung: Familienfeier - „Auf wen kann ich mich verlassen?“

Die Konfirmation als Familienereignis

„Ich freue mich so auf meine Konfirmation – endlich mal ein Fest ganz für mich! Alle kommen nur wegen mir! Und ich möchte selbst entscheiden, wie wir feiern und wen ich einlade!“
„Ich werde bestimmt weinen, wenn ich mein Kind vor dem Altar stehen sehe. Und stolz werde ich sein. Wie schnell ist die Kleine groß geworden!“
„Dein Vater hat uns letztes Jahr sitzengelassen, also darf er nicht zur Konfirmation kommen. Das ertrage ich nicht!“

Kirchliche Feiern familiärer Ereignisse sind ein Anlass, an markanten Punkten des Lebens zurückzuschauen, es im Licht von Gottes Wort zu betrachten und für die Zukunft um Gottes Nähe und Begleitung zu bitten. Die Konfirmation markiert allerdings heute keinen klaren bio­graphischen Wendepunkt mehr. War sie früher mit dem Beginn der Berufsausbildung und des Erwachsenenlebens verbunden, so bildet sie heute eine Art Zwischenschritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden – mitten in der Pubertät. Für die Familie fällt sie in einen Zeitraum des Umbruchs und bietet damit auch einen Anlass zur Vergewisserung ihrer Beziehungen und dessen, was sie in um­fassendem Sinn trägt.

Die Jugendlichen befinden sich mitten in einer aus­gedehnten Jugendphase mit längeren Schul- und Ausbildungszeiten, aber auch einer früher beginnenden sexuellen Reife. In dieser Umbruchszeit stellen sich für sie ganz bestimmte Fragen: Auf wen und was kann ich mich verlassen? In Bezug auf meine Familie? In Bezug auf meine Freundinnen und Freunde? In Bezug auf die Kirche? In Bezug auf Gott? Was trägt mein Leben?

Bei der Konfirmationsfeier stehen sie im Mittelpunkt. Bei diesem Fest können sie erleben: Heute geht es in allererster Linie um mich – der Familie geht es um mich, der Kirche und Gott geht es um mich! Gott segnet mich heute ganz besonders, für mein Leben, das vor mir liegt! Es lohnt sich daher, den Gottesdienst als Feiergottesdienst zu gestalten. Prüfungen irgendwelcher Art haben hier keinen Raum.

Beziehungen verändern sich. Auch in der Familie. Solche Veränderungen sind normal und es gilt, sie zuzulassen. Der Sohn oder die Tochter wird selbständiger und möchte sein oder ihr Leben zunehmend selbst bestimmen. Den Eltern wird bei der Konfirmation vor Augen geführt, wie groß ihr Kind bereits geworden ist. Sie müssen loslassen und sie oder ihn eigene Wege gehen lassen. Gottes Schutz und Begleitung bekommt damit noch einmal eine besondere Bedeutung. 

Für die Eltern heißt es auch: wir sind älter geworden. Die Konfirmation kann somit ein Anlass sein, die eigene Situation zu überdenken: Wie sieht unsere Familie heute eigentlich aus? Was bleibt, wenn der Sohn oder die Tochter einmal das Elternhaus verlässt? Was ist aus uns geworden? Wer gehört alles dazu? Wen haben wir vielleicht verloren? Wer ist neu dazugekommen? Die Lebensentwürfe sind inzwischen vielfältiger geworden. Scheidungen, Trennungen und das Leben in Patchwork-Familien gehören dazu. Es gibt Mütter und Väter, die mit Kindern allein leben. Bei anderen sind Verwandte und Freunde ein fester Teil der Familie. Eventuell sind Familienmitglieder gestorben, schwer erkrankt oder pflegebedürftig und fehlen jetzt im Kreis der Feiernden. Wie lässt sich das passend aufnehmen? Wie können nach einer Trennung Elternteile und deren Verwandte so berücksichtigt werden, dass ein gemeinsames Fest möglich wird? Solche Themen stehen häufig während der Konfi-Zeit im Hintergrund und regen dazu an, die eigene Situation neu zu bedenken und nach den Beziehungen zu fragen, die im Leben tragen und verlässlich sind. Dies berührt auch die Frage nach der Verlässlichkeit Gottes.

Bei Elternabenden zur Konfirmation können daher neben eher organisatorischen Themen wie dem Ablauf des Tages, Geschenken, Kleiderfragen und der Sitzordnung auch inhaltliche Fragen besprochen werden: „Was bedeutet meinem Kind die Konfir­mation?“ „Was bedeutet mir die Konfirmation meines Kindes?“ „Wie war das bei mir damals und was ist heute wichtig?“

Wenn Eltern oder Sorgeberechtigten Möglichkeiten eröffnet werden, sich ihre eigene Situation und die der Jugendlichen bewusst zu machen, können sich daraus auch gute Anregungen für eine passende Gestaltung des Tages ergeben.

Dort, wo sich besondere Schwierigkeiten und Belastungen abzeichnen, können behutsame Angebote helfen, eine angemessene Form der Feier für die jeweilige Familiensituation oder Konstellation zu finden; manchmal ist auch eine weitere seelsorgerliche Begleitung hilfreich. Bei finanziellen oder räumlichen Engpässen kann die Gemeinde Entlastung anbieten. 

Für Eltern hat die Konfirmation einen großen Stellenwert. Ihre Gestaltung ist ein notwendiges Thema der Gespräche mit den Eltern. Grundlegend ist die Frage „Was macht diesen Tag für die Konfirmandin oder den Konfirmanden zu einem gelungenen Fest?“ Die Perspektive der Jugend­lichen ist auch bei der Frage entscheidend, wer eingeladen wird oder was es für ein Programm gibt, damit die Konfirmation tatsächlich zu einem der wichtigsten Feste im Leben der beteiligten Menschen werden kann. Die Konfirmation kann zu einem schönen Fest werden, wenn die Jugendlichen wirklich im Mittelpunkt stehen.