Leitfaden

Herausforderung: Gemeindebezug - „Die Konfi-Zeit ist keine Insel.“

Konfirmandinnen und Konfirmanden entdecken ihre Kirchengemeinde

„Ich würde gerne mit meinem Berner Sennenhund Leni ins Seniorenheim gehen, einmal die Woche. Geht das? Den alten Leuten eine Freude machen!“, so fragte Lisa, eine ehemalige Konfirmandin ihre Pfarrerin an. Lisa kannte das Haus von einem Konfi-Projekt her. Sie hatten dort im vergangenen Jahr im Advent bei den monatlichen Treffen im Haus mitgeholfen.

Die Konfi-Zeit ist viel stärker als früher Teil der Gemeinde und des Gemeindelebens: Jugendliche gestalten Gottesdienste, die sie mit Pfarrerinnen/Pfarrern und Teamerinnen/Teamern zusammen erarbeiten. Sie sind über Gemeinde­praktika und Projekte in Gemeindegruppen und bei gemeindlichen Aktionen präsent. Konfis besuchen die Gemeindegruppen und sprechen mit Mitgliedern des Kirchenvorstandes über deren Arbeit und kommen bei gemeinsamen Arbeitseinsätzen miteinander ins Gespräch. Sie gehen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Besuchsdienstes ins ört­liche Pflegeheim, um dort mit den alten Menschen zu basteln oder einen Spaziergang zu machen. Gemeinde, die früher für sie oft nur als Gottes­dienstgemeinde sichtbar wurde, erleben sie jetzt in ihren anderen Lebensbereichen. Sie führen Sammlungen durch für das Diakonische Werk. Sie werden von Kirchenvorsteherinnen/Kirchenvorstehern eingeladen zum gemeinsamen Essen und Gespräch. Die Jugendlichen lernen Menschen und Orte kennen, die für die Kirchengemeinde Bedeutung haben, die Kirchengemeinde vor Ort lebendig werden lassen und ihr ein Gesicht geben. Der Konfi-Pass ist eine gut geeignete Methode, um diese Aktionen mit und für die Konfis zu organisieren.

In ihrer Konfi-Zeit begegnen Jugendliche über die Vernetzung in das Gemeindeleben hinein auch ihrem Wohnort neu. Sie entdecken die Gemeinde, in der sie groß geworden sind, finden neue Perspektiven und Zugänge und können auch sich selbst in ihrer ortsbezogenen Biografie neu verstehen. Dies ist gleichermaßen wertvoll für all jene Jugendlichen, die an ihrem Konfi-Ort geboren und getauft wurden und dort aufwuchsen, wie auch für jene, die erst im Laufe ihrer Kindheit?/?Jugend dort hingezogen sind.

Auch das Kirchengebäude spielt eine wichtige Rolle. Hier wurden viele der Jugendlichen getauft. Für manche verbindet sich mit diesem Gebäude auch die Geschichte ihrer Familie oder von Freunden: die Trauung der Eltern, Konfirmationen, Taufen, Sterbegedenken. Der Raum ist geprägt von den Menschen, die über Generationen darin Gottesdienste gefeiert, geglaubt und gebetet haben. Auch hier gibt es für die Konfis viel zu entdecken. Die Kirchenraumpädagogik stellt dazu vom selbst zu erstellenden „Kirchen-ABC“ über eine “Spurensuche“ mit Detailfotos bis zu Stilleübungen eine Menge Anregungen bereit.

Konfis lernen in ihrer Konfi-Zeit Männer und Frauen und Jugendliche kennen, die in ihrer Kirchengemeinde aktiv sind und damit das Gemeindeleben prägen. Das Beispiel von Menschen in ihrer Gemeinde zeigt ihnen, ob und wenn ja, auf welche Art und Weise Christsein sich auch für sie lohnen kann. Die Jugendlichen lernen an unserem Beispiel. Sie erkennen: In unserer Gesellschaft, in der christlicher Glaube zunehmend zu einem Minderheitsmerkmal wird, leben und arbeiten Menschen, für die genau dieser Glaube lebensrelevante Kraft besitzt.